Utopia Magazin No. 15 by Autoren div

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Autor:Autoren, div. [Autoren, div.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


80

Der Junge hatte die Worte verstanden. Er wandte sich um und ließ den Stock fallen, als er den bewegten Arm sah, der bedeutete, daß die Stoppuhr lief. Aber für einen angsterfüllten Moment war er zu erschrocken, um sich rühren zu können.

Acht Sekunden. Er hob die Lider ein wenig und blickte auf.

Saul hatte zu laufen begonnen. Aber er war noch nicht schnell genug, und Rusty, der ihm verspielt zwischen die Beine sprang, brachte ihn öfters aus dem Schritt.

Ann hatte schwerfällig den Garten durchquert und stand jetzt an seiner Seite. Sie hätte in ihrem dünnen Hauskleid im November nicht herauskommen sollen. Aber es war gut für Ann. Plunkett hielt seine Augen mit steinerner Ruhe auf den gefühllosen Sekundenzeiger der Stoppuhr gerichtet.

Eine Minute vierzig.

Er konnte bereits das freudig erregte Kläffen des Hundes näherkommen hören, aber vorläufig folgte ihm noch nicht das Echo von Sandalen, die auf dem Straßenpflaster entlangklapperten. Zwei Minuten. Er würde es nicht schaffen.

Die alten, bitteren Gedanken begannen Plunkett wieder zu bedrängen. Ein Vater, der die Geschwindigkeit seines sechsjährigen Sohnes mit der besten Uhr abstoppte, die er sich leisten konnte. Dies also war die wissenschaftliche Methode, im aufgeklärtesten Zeitalter der irdischen Geschichte Kinder aufzuziehen.

Nun, sie war wissenschaftlich—in Übereinstimmung mit den allerneuesten Entdeckungen...

Zweieinhalb Minuten. Rustys Kläffen klang nicht mehr gar so weit entfernt. Plunkett konnte jetzt das verzweifelte Pat — pat

— pat der Füße des Jungen hören. Vielleicht schaffte er es tatsächlich noch!

»Schnell, Saul«, hauchte seine Mutter. »Du kannst es schaffen.«

Plunkett blickte gerade noch rechtzeitig auf, um seinen Sohn 81

vorüberstürmen zu sehen. Seine Jeans zeigten bereits die dunklen Stellen des Schweißes. »Warum atmet er nicht so, wie ich es ihm gesagt habe?« murmelte er. »Ohne Atemtechnik wird ihm schon nach kurzer Zeit die Luft ausgehen.«

Auf dem halben Weg zum Haus blieben Sauls Zehen an einer Furche hängen. Als er der Länge nach zu Boden stürzte, stöhnte Ann auf. »Das kannst du nicht zählen, Elliot. Er ist gestolpert.«

»Natürlich ist er gestolpert. Er sollte damit rechnen, daß er einmal stolpert.«

»Steh auf, Saulie«, schrie Herbie, sein älterer Bruder, aus Leibeskräften von der Garage aus, wo er mit Josefine Dawkins stand — den Korb mit Eiern noch immer zwischen sich. »Steh auf und lauf! Diese Ecke hier! Du kannst es schaffen!«

Der Junge kletterte auf die Füße und warf seinen Körper vorwärts. Plunkett konnte ihn schluchzen hören. Er erreichte die Kellertreppe — und stürzte sich buchstäblich hinunter.

Plunkett drückte auf die Stoppuhr, und der zweite Zeiger blieb stehen. Drei Minuten dreizehn Sekunden.

Er hielt sein Handgelenk empor, damit seine Frau die Uhr sehen konnte. »Dreizehn Sekunden, Ann.«

Ihr Gesicht überzog sich mit Falten.

Er schritt zum Haus. Saul kletterte wieder die Stufen herauf, während er immer noch keuchte. Er hielt die Augen auf seinen Vater gerichtet.

»Komm her, Saul. Komm mal zu mir. Schau auf die Uhr.

Nun, was siehst du?«

Der Junge starrte angestrengt auf das Zifferblatt. Seine Lippen begannen zu zucken. Erschrockene Tränen schlängelten sich seine schmutzigen Wangen hinunter. »Mehr...mehr als drei M — minuten, Papa?«

»Mehr als drei Minuten, Saul. Nun, Saul — weine nicht, Junge, es hat keinen Zweck! — Saul,



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